Das Seminar richtet sich an Studierende in den BA- und in den MA-Studiengängen.

Ein Zoom-Meetingraum wird nach Anmeldung 

bei Laura Cordt Lotta.Cordt@web.de bekannt gegeben. Beginn: 22.10.2024 in Präsenz.

Mittlerweile als „eine der einflussreichsten und kritischsten Künstlerinnen der Welt“ (SZ, 2023) gewürdigt, wurde die vor allem selbst-kritische, suchende und dennoch politisch klar positionierte Kunst von Hito Steyerl lange Zeit wenig beachtet. Dabei deckte Steyerl bereits um die Jahrtausendwende in ihren frühen Essayfilmen wie Die leere Mitte (1998) und Normalität 1–10 (2001) systemische Zusammenhänge eines strukturellen Nationalismus auf, der von trauriger Aktualität ist. Zu den gegenwärtigen Entwicklungen und wie diese mit der Stimmung um 2000 zusammenhängen, äussert sie sich in vielen Artikeln, Interviews und Talks (z. B. 2020 im Gespräch mit Mark Terkessidis).

Die nationalen politischen Strukturen betrachtet Steyerl stets im Kontext eines sich ständig transformierenden medialen Globalismus, welcher teils widersprüchliche Wahrheiten produziert. In ihrer Dissertationsschrift Die Farbe der Wahrheit (2008) untersucht sie den Versuch der Künste, auf diese Wahrheiten mit dokumentarischen Ansätzen zu reagieren, wobei sie die Kunst selbst als aktiven Teil der Wahrheitsproduktion begreift. So bleibt auch eine kritische Befragung ihrer eigenen Rolle als Künstlerin nicht aus, welcher sie beispielsweise in den Filmen November (2004) und HOW NOT TO BE SEEN. A FUCKING DIDACTIC EDUCATIONAL (2013) nachgeht.

Im Seminar wird es darum gehen, anhand von exemplarischen filmischen und theoretischen Arbeiten Steyerls, die gesellschaftliche und künstlerische Produktion von politischen Wahrheiten zu reflektieren. Dabei wird auch Steyerls jüngste Auseinandersetzung mit KI, u. a. im Rahmen des Vortrages Weg ist das Ziel (2024, Muthesius Kunsthochschule) berücksichtigt und eine sich gerade in wieder anderer Weise entwickelnde technologische Rationalität befragt.

Literatur und Filme:

Auszüge aus: Hito Steyerl, Die Farbe der Wahrheit. Dokumentarismen im Kunstfeld, Wien 2008.

Auch digital verfügbar: https://monoskop.org/images/7/75/Steyerl_Hito_Die_Farbe_der_Wahrheit_2008.pdf

Auszüge aus: Hito Steyerl, Duty Free Art. Kunst in Zeiten des globalen Bürgerkriegs, Zürich 2018.

Ausschnitt aus Die leere Mitte (1998): https://www.youtube.com/watch?v=ffg4EafY7aI

November (2004): https://archive.org/details/FilmVideoHitoSteyerlNovember2004

HOW NOT TO BE SEEN. A FUCKING DIDACTIC EDUCATIONAL (2013): https://www.youtube.com/watch?v=LE3RlrVEyuo

Talk mit Mark Terkessidis (2020): https://www.youtube.com/watch?v=1u8v5gBNpBY