Angesichts des Zustands der Welt, der Grundstimmung einer Epoche, die schon seit vielen Jahren „Poly- oder Stapelkrise“ kennzeichnet, mehren sich die Stimmen von Philosoph:innen, Wirschafts- und Kulturwissenschaftler:innen, die Kapitalismus und eine neoliberale Wirtschaftsordnung für diese Entwicklung verantwortlich sehen. Kunst hat und hatte seit ihrer Erfindung im 15. Jahrhundert am Aufstieg des Kapitalismus teil. Einige wenige Künstler:innen zogen und ziehen weiterhin immensen Profit aus dem Kunstmarkt, der sich aus globalen Finanzströmen speist und teils absurde Preise für Kunstgegenstände aufruft.

Mit dieser Entwicklung einher geht eine kapitalismuskritische Kunst, die nicht minder an der Entwicklung des Kunstmarktes teilnimmt – und: wenn sie sich auch aktiv gegen den florierenden Kunstmarkt arbeitet, zwangsintegriert wird. Es gehört heute zum Wesen der Kunst, dass sie den Kapitalismus kritisieren und zugleich Kapital aus ihm ziehen kann. Für die Kunst scheint es also keinen Ausweg aus dem Kapitalismus zu geben.

Das Seminar schaut sich daher Kunst im Kapitalismus an, eine Kunst, die Kritik am Kapitalismus zeigen will. Wir stellen die Frage, was Künstler:innen am Kapitalismus kritisieren: Welche Medien der Kunst werden verwendet, welche gesellschaftliche Kontexte werden adressiert und welche Wirkung ist intendiert? Wenn kapitalistisch-kritische Kunst vom Kunstmarkt gefressen wird – wozu dann Kapitalismuskritik in der Kunst?

Die Teilnehmer:innen haben die Gelegenheit eigene Arbeiten in die Diskussion einzubringen.