Start: 10. April 2024, 17 Uhr, Studio 7 

»Ich erhob die Arme zum Himmel / Und an den Armen entlang erdunkelte leichtes Geflügel. / Werfen wollt' ich zurück das Gewand von der Schulter; doch Feder / War das Gewand; und hatt' in die Haut tief Wurzel getrieben. / Schmerzvoll regt’ ich die Händ’, um die nackenden Brüste zu schlagen; / Aber ich sah nicht Hände, noch nackende Brüste mir übrig. / Zwar ich lief; doch hemmte nicht Sand mir die Füße, wie vormals; / Nein, ich schwebt’ an dem Boden daher, in die Luft dann gehoben / Flog ich, (…)

aus: Ovid »Metamorphosen«

Das Buch der Verwandlungen, die »Metamorphosen« des römischen Dichters Publius Ovidius Naso, das dieser um die Zeit Christi Geburt schrieb, ist mit seinen rund 250 Sagen aus der griechischen und römischen Mythologie eines der bedeutendsten und einflussreisten Werke überhaupt. Die in Hexametern gehaltenen Verse beschreiben in 15 Büchern unzählige Verwandlungen von einer Gestalt in eine andere und verknüpfen die Einzelsagen zu einem großen Epos. So wird die Nymphe Daphne zu einem Lorbeerbaum, Perimele zu einer Insel, Iphigenie zu einer Hirschkuh und Narziss zu einer Blume, der Narzisse.

In diesem Masterkurs, der in Kooperation mit dem Schriftgestalter Philipp Neumeyer stattfindet, werden die Studierenden jeweils eine der Figuren aus Ovids »Metamorphosen« genauer betrachten und ihre Verwandlungsgeschichte zum Ausgangspunkt einer Gestaltung nehmen. Dazu soll eine experimentelle hybride Schrift entworfen werden, die den Übergang von einer Form in andere sichtbar macht und damit spielt. Sie muss dabei nicht vollständig sein, sondern kann ein Entwurf und Experiment bleiben, mit dem eine grafische Gestaltung – ein Buch, eine Plakatreihe, eine Zeitung, eine Wandzeitung, Animation etc. – entwickelt werden soll.